„Frieden ist keine Selbstverständlichkeit“

Dass der Krieg im Nahen Osten auch Menschen hier vor Ort unmittelbar betrifft, hat das Gedenken zum Volkstrauertag in Sendenhorst deutlich gemacht. Bürgermeisterin Katrin Reuscher suchte das Gespräch mit Schul- und Gemeindevertretern.

Mit den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten hat der Volkstrauertag eine neue Dimension des Gedenkens erreicht. Daran erinnerte Bürgermeisterin Katrin Reuscher am Sonntagvormittag. Vor dem Rathaus begrüßte sie zahlreiche Abordnungen von Vereinen und Verbänden, Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadt- und Feuerwehrkapelle, die den musikalischen Rahmen setzte.

„Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in Deutschland in Frieden leben“, sagte sie und erinnerte an die zahlreichen Ukrainer, die jetzt in Sendenhorst und Albersloh ein neues Zuhause gefunden haben. „Viele haben die Hoffnung aufgegeben, schnell zurückkehren zu können“, sagte sie, die alltäglichen Bilder von den Kriegsschauplätzen im Fernsehen machten betroffen und fassungslos.

Unmittelbar vom Kriegsausbruch betroffen

Gemeinsam ging es dann zum Mahnmal am Osttor. Dort begrüßte Katrin Reuscher mit Michael Rotterdam, Leiter der Realschule St. Martin, und Pfarrer Clemens Lübbers zwei Menschen, die unmittelbar vom Kriegsausbruch betroffen waren. Bis einen Tag vor dem Überfall der Hamas waren Austauschschüler aus Israel Gäste der Realschule.

Nachdem die 20-jährige Schulpartnerschaft drei Jahre lang aufgrund von Corona geruht hatte, hatten die Schülerinnen und Schüler das Band der Freundschaft wieder geknüpft, hatten mit den Gästen eine Fahrt nach Berlin unternommen und waren dort vom Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup empfangen worden. Nur einen Tag nach ihrer Rückreise erschütterte die Nachricht vom Überfall der Hamas die deutschen Schülerinnen und Schüler.

Pfarrer Clemens Lübbers war mit einer 45-köpfigen Pilgergruppe der Kirchengemeinde St. Martinus und Ludgerus fast zeitgleich in Israel. „Nur der Umsicht des früheren Schulleiters Gerd Wilpert und seiner Erfahrung ist es zu verdanken, dass keine Panik ausbrach“, sagte er. Einige Besichtigungspunkte hätten aufgrund der Kriegssituation abgesagt werden müssen, doch an eine sofortige Rückkehr habe niemand gedacht. Lübbers räumte jedoch ein, dass das Aufsuchen der Schutzräume bei Alarm bedrückend gewesen sei. Die Altstadt von Jerusalem sei leer wie nie gewesen.

„Die Reise hat mir gezeigt, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist“, zog der Pfarrer Bilanz. Gemeinsam mit seinem evangelischen Amtskollegen Manfred Böning gestaltete er eine Andacht mit Friedensliedern der Gruppe „Saitenwind“. Höhepunkt und Abschluss zugleich war die Verteilung von Friedensblumen an die Teilnehmer.