Die Männer des Waldes

Um den Aufwand, den die Männer des Waldes betreiben, machen sie nicht viel Aufhebens. „Da kommt schon einiges an Arbeit zusammen“, sagt Werner Wening-Schulze Horstrup. Pflegen, gießen, beschneiden, auf den Stock setzen, wo es nötig ist, beginnt der Sendenhorster seine Aufzählung. Einige der Gießringe um die jungen Bäume, mit denen das Wasser aufgefangen wird, sind auch bereits fertig.

»Das ist der zweitgrößte auf diese Weise entwickelte Wald in Deutschland.«

Werner Wening-Schulze Horstrup Und die Arbeit, die er mit seinen beiden „Kollegen“ Karl-Heinz und Andreas Schmetkamp verrichtet, ist zuletzt nicht weniger geworden. 166 Bäume sind, gut von der Landesstraße 586 aus zu sehen, im neuesten Teil des Schützen- und Bürgerwaldes hinzugekommen. Und es werden demnächst noch mehr: In Aussicht steht eine Grasfläche nebenan, die die Männer als „Wassergarten“ der Gelsenwasser AG kennen und die unweit der Übergabestelle des Versorgungsunternehmens liegt. Im Herbst soll es so weit sein.

Es ist ein wunderbar sonniger Abend auf diesem schönen Fleckchen Erde mitten im Naturschutzgebiet Hardtteiche im Sendenhorster Naherholungsgebiet Hof Schmetkamp. Heute ist kein „Dienstabend“, heute erzählen die Männer der Redaktion von ihrem Projekt, das zugleich ihre Leidenschaft ist. Und für Andreas und KarlHeinz Schmetkamp auch Pflege ihrer Heimat: Sie sind auf dem ehemals 18 Hektar großen Areal, das heute der Stadt gehört, aufgewachsen. Mit dabei ist auch Martin Engbert. Er sagt, dass er von Baumpflanzungen und -pflege wenig Ahnung hat, als Oberst der Martinus-Schützen ist er von Amts wegen allerdings quasi der Boss. Und auch Engbert hat einige Arbeit mit dem Wald: Er kümmert sich um alle Formalien. „Ich bin gewissermaßen der Sprecher für den Wald“, sagt er.

Und Ansprechpartner für Baumspenden und deren Abwicklung. Denn der Schützen- und Bürgerwald ist diesbezüglich etwas ganz Besonderes. Alle Bäume sind gespendet, inzwischen sind es 1570. „Das ist der zweitgrößte auf diese Weise entwickelte Wald in Deutschland“, erklärt Werner WeningSchulze Horstrup nicht ohne Stolz. Und nicht nur Bäume werden eifrig gespendet, etwa zur Geburt eines Kindes, zur Kommunion, zur Hochzeit oder zum runden Geburtstag. In Arbeit ist derzeit eine weitere schöne Sitzgruppe, die im neuen Teil des Waldes ihren Platz findet und für die ein Sendenhorster seine Geldbörse geöffnet hat.

Dass der Oberst kein Fachmann in Sachen Wald ist, schadet den Bäumen, die pro Stück 100 Euro kosten, nicht. Im Gegenteil: „Ich bin sehr froh, dass wir hierfür drei Fachleute haben“, erklärt Martin Engbert. Werner Wening-Schulze Horstrup erzählt, dass er gelernter Gartenbautechniker und Baumschulgärtner ist. Und Gründungsmitglied der Naturfördergesellschaft. Er weiß also, was zu tun ist. Und er betont: „Das hier ist kein Nutzwald.“ Deshalb bedürfe es der Pflege jedes einzelnen Baumes. Die Spender und die Allgemeinheit sollen sich hier wohlfühlen und einen sonnigen Abend genießen. Gerne auch mit Hund, aber an der Leine – wegen des Naturschutzgebietes. Und bitte mit einem Beutel für den Hundekot in der Tasche.
»Ich bin sehr froh, dass wir hierfür drei Fachleute haben.« Martin Engbert Die Bäume sind standortgerecht ausgewählt worden. Viel Obst ist dabei, das zumeist auch geerntet wird. Wobei: Noch mehr Wildobst wäre besser, meint KarlHeinz Schmetkamp. Das sei nicht so pflegeintensiv und biete, wenn es abgefallen ist, Insekten und anderen Wildtieren Nahrung.

Zwei Mal 6000 Liter Wasser: So viel brauchten die neuen Bäume in den trockenen Monaten des vergangenen Jahres. Das ist ein immenser ehrenamtlicher Aufwand für die drei Männer und deren Helfer. Deshalb, sagt Andreas Schmetkamp, wäre es gut, wenn sich die Spender in dieser Sache um ihre Bäume kümmern würden. Das verbinde auch. „Im Sommer reichen jede Woche zwei Gießkannen für einen Baum“, erklärt Andreas Schmetkamp. Ein Brunnen ist vorhanden, der noch richtig in Schuss gebracht werden muss.

Die Idee des Schützenwaldes hatte im Jahr 1989 der vor längerer Zeit verstorbene Franz Keweloh, im Verein in vielen Funktionen engagiert. Viele Jahre gab es bei den Martinus-Schützen einen Baumwart. Seit dem Tod von Werner Entrup wird das ehrenamtliche Engagement auf mehrere Schultern verteilt. Auch die Stadt ist, wenn nötig, mit im Boot. „Die Stadt unterstützt uns gut“, bedankt sich Martin Engbert.

Der Wald bekommt demnächst noch eine zusätzliche Aufgabe: Es wird ein Baumlehrpfad angelegt. Dazu gehört eine große Hinweistafel, auf der auch ein Foto zu sehen sein wird, das mit einer Drohne erstellt wird. Auch das ist eine Spende, erklärt der Schützen-Oberst. Die Sonne ist inzwischen am Horizont verschwunden. Feierabend für die Männer des Waldes? Nicht ganz: Martin Engbert hat noch eine „Nachbesprechung“ anberaumt. Die haben sich alle auch redlich verdient.